Besucht am 06.07.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 34 EUR
Seit der Besprechung von Bubi85 dürfte sich im Laufe der letzten 10 Jahre im Biergarten am Schlossgarten einiges verändert haben – vor allem das Umfeld. Vielleicht war die Location damals noch gar nicht in der Hand von Sonja Merz, ihres Zeichens It-Girl, Dirndlträgerin, Partylöwin, Festzeltwirtin, urbane Almhüttenbetreiberin, Volksfestgastronomin, Eventcaterin und Ehefrau des Enkels des Stuttgarter Schulgründers. Uff, noch etwas vergessen?
Der Standort in den Unteren Anlagen des Schlossgartens mag einmal unschlagbar gewesen sein: viel Grün, alte Bäume, zentrale Lage, riesiges Platzangebot. Doch inzwischen sitzt man hier fast mitten in einer Baustelle und fühlt das unselige S21-Projekt wie ein Damoklesschwert über einem schweben. Einer der Fussgängerstege endet unmittelbar vor dem Biergarten. Naja, für manchen verirrten Reisenden mag das ein wundersamer Umstand sein und zu einer kleinen Rast verleiten. Der Biergarten bietet tatsächlich auch viel Regionales: geschmälzte Maultaschen mit Kartoffelsalat, Linsen und Spätzle (11,50 Euro), Kässpätzle, Wurstsalat - bei der Schweinshaxe, den Weisswürsten oder dem Obatzden auch mit bayrischem Anklang. Dazu die üblichen Biergartenklassiker wie Flammkuchen in allen Variationen (um die 10 Euro), Wilde Kartoffeln oder Vesperbrett (12,00 Euro). Die Preise entsprechen ganz dem üblichen Stuttgarter Niveau. Allerdings sollte man bedenken, dass hier vor Ort gar nicht gekocht werden kann, man die zubereiteten Speisen also von andernorts ankarrt und dann hinter der Theke lediglich anrichtet. Und allzu gross sind die Portionen wirklich nicht. Teilweise eher ein Appetizer.
Es herrscht Selbstbedienung. Das kann zu gewissen Stosszeiten schon mal eine länger Warteschlage zur Folge haben. Bei unserem Nachmittagsbesuch an einem schnöden Wochentag ist die Lage aber komplett entspannt. Die Herren hinter der Theke changieren zwischen jugendlich offener Freundlichkeit und erschöpfter Abgewandtheit (was vielleicht als Barschheit ausgelegt werden kann, ist möglicherweise einfach Überforderung). Nach Aufgabe der Bestellung und Bezahlung an der vorderen Station rücken wir einfach ein Stück weiter und können im Stehen auf das Anrichten der Speisen und die Ausgebe der Getränke warten. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dies in den gut besuchten Abendstunden weniger manierlich und anstandslos vor sich geht. Dass man online Plätze reservieren kann (möglicherweise sogar soll?), deutet schon auf entsprechenden Andrang hin. Immerhin locken zahlreiche Events wie Frühschoppen, Lichterfest, musikalische Live Acts.
Der Schweizer Wurstsalat (9,50 Euro) bewegt sich gerade noch so unter der magischen 10-Euro-Grenze, ist allerdings auch nicht allzu üppig. Sehr, sehr fein ziseliert kommen die Lyoner- und Käse-Streifchen daher, obendrauf thronen zwei Tomatenviertel, einige Blättchen Salat und rote Zwiebeln. Dazu werden zwei halbe Scheiben Brot als Sättigungsbeilage gereicht. Der Wurstsalat ist durch den Essigüberhang sehr säurebetont, auch die Schärfe der Zwiebeln muss man mögen (mir passt beides sehr gut). Auf eine gute Kühlung vor Ort sollte man einfach vertrauen – in unserem Falle geht alles gut, trotz hochsommerlicher Temperaturen. Als Getränke wählen wir ein alkoholfreies Weizen (5,00 Euro), sowie eine zuckerfreie Cola (3,50 Euro). Vorsicht: auf die Gläser wird 2,00 Euro Pfand erhoben und ich kann mich nicht erinnern, extra darauf hingewiesen worden zu sein. Es ist auch nicht ganz klar, wo die Gläser abgegeben werden können (ein entsprechendes Hinweisschild wäre keine schlechte Massnahme). Ich orientiere mich einfach am Verhalten der anderen Gäste – und liege damit nicht ganz falsch.
Absolut erwähnungswert ist noch die 1a-Subberdubber-Toilettenanlage, die sich unterirdisch unter dem Biergarten befindet. Sogar der Abstieg in die Katakomben ist durch die indirekte Beleuchtung ein Erlebnis. Die Toiletten wirken luxuriös, sind bestens gepflegt und könnten zu einem Firstclass-Hotel gehören. Möglicherweise ist das schon Teil des aktuellen Bauabschnitts für den neuen Bahnhof? Das würde mich mit Stuttgart21 fast schon wieder versöhnen…
Seit der Besprechung von Bubi85 dürfte sich im Laufe der letzten 10 Jahre im Biergarten am Schlossgarten einiges verändert haben – vor allem das Umfeld. Vielleicht war die Location damals noch gar nicht in der Hand von Sonja Merz, ihres Zeichens It-Girl, Dirndlträgerin, Partylöwin, Festzeltwirtin, urbane Almhüttenbetreiberin, Volksfestgastronomin, Eventcaterin und Ehefrau des Enkels des Stuttgarter Schulgründers. Uff, noch etwas vergessen?
Der Standort in den Unteren Anlagen des Schlossgartens mag einmal unschlagbar gewesen sein: viel Grün, alte Bäume, zentrale Lage,... mehr lesen
Sonja Merz · Biergarten im Schlossgarten
Sonja Merz · Biergarten im Schlossgarten€-€€€Biergarten07112261274Am Schlossgarten 18, 70173 Stuttgart
3.5 stars -
"Wurstsalat geht immer" MinitarSeit der Besprechung von Bubi85 dürfte sich im Laufe der letzten 10 Jahre im Biergarten am Schlossgarten einiges verändert haben – vor allem das Umfeld. Vielleicht war die Location damals noch gar nicht in der Hand von Sonja Merz, ihres Zeichens It-Girl, Dirndlträgerin, Partylöwin, Festzeltwirtin, urbane Almhüttenbetreiberin, Volksfestgastronomin, Eventcaterin und Ehefrau des Enkels des Stuttgarter Schulgründers. Uff, noch etwas vergessen?
Der Standort in den Unteren Anlagen des Schlossgartens mag einmal unschlagbar gewesen sein: viel Grün, alte Bäume, zentrale Lage,
Besucht am 06.07.20232 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Jedes Quartal steht ein Arztbesuch in Bad Cannstatt an, der traditionell mit einer Einkehr im Tsimpo belohnt wird, mal vor dem Termin, mal nachher, am liebsten sowohl als auch. Einheimische wissen Bescheid: verratzter, heruntergekommener, dreckiger und lauter als in Cannstatt ist es fast nirgendwo in Stuttgart. Es gehört also schon sehr viel Mut und Esprit dazu, in dieser städtebaulichen Vorhölle ein kulinarisches Kleinod wie das Tsimpo zu betreiben, eine Insel der griechischen Glückseligkeit – und das nur wenige Schritte vom maroden S-Bahnhof entfernt, mit lärmenden Baustellen, chaotischem Verkehr und sehr viel Schmutz vor der Türe.
Das Tsimpo als Eiscafe oder Konditorei zu bezeichnen, wäre viel zu kurzsichtig: es ist Treffpunkt der griechischen Community, Kulturzentrum, für viele Expats zweiter Wohnsitz oder Familienersatz, zugleich ein Ort der überraschenden Ruhe und Erholung. Täglich von 8:00 bis 22:00 Uhr geöffnet, bietet es fast rund um die Uhr herzhafte Snacks und Backwaren, süsse Leckereien, traumhafte Torten und Törtchen, vielseitige Frühstücksvariationen, hausgemachte Kekse, ein riesiges Eisangebot und Getränkespezialitäten an. Immer trinke ich hier einen griechischen Mokka (3,00 Euro), den ich sonst nirgendwo mehr finde. Sehr intensiv und stark, stilecht im Kupferkännchen serviert. Der knallt so rein, dass sich die Arzthelferinnen beim Blutdruckmessen oft verwundert die Augen reiben… Zu meinem persönlichen Essens-Ritual gehört auch meist eine der Kolouri-Variationen, mal mit Schafskäse, Tomate und Olive, mal mit Schinken, Spinat und Ei, mal mit Avocadocreme und Grünzeug. Oder eines der vielen in Filoteig gehüllten Köstlichkeiten. Heute ist es Spanakopitta mit Spinat (3,40 Euro).
Inspirieren lassen kann man sich von den Auslagen, die sich an zwei Seiten der Theke entlangziehen – Torten und Schokoladeteilchen findet man in den grossen Kühlschränken beim Eingang. Manch einer kommt nicht weit und schlägt begeistert schon beim Eintreten die Hände zusammen. Heute beobachte ich ein junges Mädchen, das entzückt vor dem Kleingebäck steht und wie im Rausch ausruft: „Das ist ja wie im Urlaub“. Tatsächlich ist hier alles haus- und handgemacht, der hohe Ofen steht hinter der Theke, daneben ein Konvolut an angejährten Backblechen, die sicherlich schon einiges mitgemacht haben.
Das Team scheint sich aus einem grossen Familien- oder Freundeskreis zusammenzusetzen. Hauptsächlich wird Griechisch gesprochen, auch mit den meisten Kunden. Der Service agiert liebevoll und sehr freundlich, vielleicht in einem etwas anderen Tempo als man in Cannstatt erwarten würde. Aber hier steckt noch in jedem Handgriff, jeder Kreation Herzblut. Der Joghurt mit frischen Früchten (4,20 Euro) wird vor unseren Augen angerichtet, der feste, fette griechische Joghurt ist mit reichlich Honig getränkt, die Früchte glänzen appetitlich und makellos. Meine Begleitung ist begeistert. Auch vom Cappuccino mit extrem fluffigem Milchschaum (3,70 Euro). Zuweilen werden zum Heissgetränk noch hausgemachte Kekse aus Mürbteig gereicht.
Die Möblierung ist einfach, aber geschmackvoll, mit kleinen Resopaltischen und angenehm gepolsterten Stühlen. An warmen Tagen werden die bodentiefen Fenster geöffnet, so dass man sich fast auf einer Terrasse sitzend fühlen kann. Einige Tische und Stühle stehen aber auch draussen vor der Türe (wo es mir persönlich etwas zu lärmig zugeht). Regelmässig halten Essenstaxis vor dem Lokal, die vorbestellte Lieferungen abholen. Die Tsimpo-Kreationen scheinen sich grosser Beliebtheit zu erfreuen. Heute konnte ich auch beobachten, wie ein Familienvater eine besondere Torte für eine Feier aussuchte und sich dabei lange beraten liess (während dieser Zeit liegt die Bedienung im Lokal einfach brach und alle anderen Gäste müssen warten). Ebenfalls hübsch anzusehen, ist das farbenfrohe Eisangebot, an dem man unweigerlich auf dem Weg zum WC vorbeikommt. Apropos: die Toiletten verdienen leider nicht ganz die volle Punktzahl. Aber die vielen Vorzüge des Lokals kann dieser Umstand kaum schmälern.
Jedes Quartal steht ein Arztbesuch in Bad Cannstatt an, der traditionell mit einer Einkehr im Tsimpo belohnt wird, mal vor dem Termin, mal nachher, am liebsten sowohl als auch. Einheimische wissen Bescheid: verratzter, heruntergekommener, dreckiger und lauter als in Cannstatt ist es fast nirgendwo in Stuttgart. Es gehört also schon sehr viel Mut und Esprit dazu, in dieser städtebaulichen Vorhölle ein kulinarisches Kleinod wie das Tsimpo zu betreiben, eine Insel der griechischen Glückseligkeit – und das nur wenige Schritte vom... mehr lesen
4.0 stars -
"Cannstatter Kafenion" MinitarJedes Quartal steht ein Arztbesuch in Bad Cannstatt an, der traditionell mit einer Einkehr im Tsimpo belohnt wird, mal vor dem Termin, mal nachher, am liebsten sowohl als auch. Einheimische wissen Bescheid: verratzter, heruntergekommener, dreckiger und lauter als in Cannstatt ist es fast nirgendwo in Stuttgart. Es gehört also schon sehr viel Mut und Esprit dazu, in dieser städtebaulichen Vorhölle ein kulinarisches Kleinod wie das Tsimpo zu betreiben, eine Insel der griechischen Glückseligkeit – und das nur wenige Schritte vom
Geschrieben am 28.05.2023 2023-05-28| Aktualisiert am
28.05.2023
Ja, ich weiß: Völlig überflüssiger Luxus! Aber wenn dir das Leben einen Feinkost-Tempel mit Bistro gibt, bestell ausnahmsweise mal kein Knäckebrot!
An zwei Nachmittagen also Haus-Schampus (So lala, das erste Glas etwas müde, aber auch nicht wirklich mangelhaft) und Laurent-Perrier Blanc de Blancs - um Längen besser.
Oscietra von Caviar House und fleischige irische Fines de Premier - solche Produkte stehen für sich. Was die Küche kann, zeigt sich in den Kleinigkeiten: Die Himbeer-Vinaigrette kam nicht stechend sauer, sondern entfaltete eine fruchtige Frische, die erst den salzigen Noten der Flüssigkeit und schließlich der Süße des Austernfleisches Platz machte. Perfekt.
Und bei den Stör-Eiern: Die besten Blinis, die ich je essen durfte: In Butter vorsichtig angezogen, warm und mit ganz leicht splitternder Kruste, bestrichen mit zimmerwarmer (!) Crème Double und für mich nur noch etwas Schnittlauch-Chiffonade darüber - fertig ist das sündigste Gaumenvergnügen, bei dem der Kaviar immer der König bleibt.
Ansonsten Feinkost Böhm halt:
An der Theke ist am Nachmittag immer Platz, an den Hochtischen davor das übliche Bussi-Bussi-Getue und im Restaurant und auf der Terrasse überwiegend ältere Semester.
Die Service-Crew ist jung, unterschiedlich gut ausgebildet und für alle Geschlechter hübsch anzuschauen. Unter dem wachen Blick des Restaurantleiters wird fix agiert und es herrscht eine professionelle Freundlichkeit. Man hat anspruchsvolle Kundschaft und weiß damit umzugehen. Ein kumpelhaftes „Du“ oder „Ihr“ habe ich nicht gehört. Sehr angenehm.
Ja, ich weiß: Völlig überflüssiger Luxus! Aber wenn dir das Leben einen Feinkost-Tempel mit Bistro gibt, bestell ausnahmsweise mal kein Knäckebrot!
An zwei Nachmittagen also Haus-Schampus (So lala, das erste Glas etwas müde, aber auch nicht wirklich mangelhaft) und Laurent-Perrier Blanc de Blancs - um Längen besser.
Oscietra von Caviar House und fleischige irische Fines de Premier - solche Produkte stehen für sich. Was die Küche kann, zeigt sich in den Kleinigkeiten: Die Himbeer-Vinaigrette kam nicht stechend sauer, sondern entfaltete eine fruchtige Frische,... mehr lesen
4.5 stars -
"Es darf auch manchmal Kaviar sein…" DerBorgfelderJa, ich weiß: Völlig überflüssiger Luxus! Aber wenn dir das Leben einen Feinkost-Tempel mit Bistro gibt, bestell ausnahmsweise mal kein Knäckebrot!
An zwei Nachmittagen also Haus-Schampus (So lala, das erste Glas etwas müde, aber auch nicht wirklich mangelhaft) und Laurent-Perrier Blanc de Blancs - um Längen besser.
Oscietra von Caviar House und fleischige irische Fines de Premier - solche Produkte stehen für sich. Was die Küche kann, zeigt sich in den Kleinigkeiten: Die Himbeer-Vinaigrette kam nicht stechend sauer, sondern entfaltete eine fruchtige Frische,
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Der Standort in den Unteren Anlagen des Schlossgartens mag einmal unschlagbar gewesen sein: viel Grün, alte Bäume, zentrale Lage, riesiges Platzangebot. Doch inzwischen sitzt man hier fast mitten in einer Baustelle und fühlt das unselige S21-Projekt wie ein Damoklesschwert über einem schweben. Einer der Fussgängerstege endet unmittelbar vor dem Biergarten. Naja, für manchen verirrten Reisenden mag das ein wundersamer Umstand sein und zu einer kleinen Rast verleiten. Der Biergarten bietet tatsächlich auch viel Regionales: geschmälzte Maultaschen mit Kartoffelsalat, Linsen und Spätzle (11,50 Euro), Kässpätzle, Wurstsalat - bei der Schweinshaxe, den Weisswürsten oder dem Obatzden auch mit bayrischem Anklang. Dazu die üblichen Biergartenklassiker wie Flammkuchen in allen Variationen (um die 10 Euro), Wilde Kartoffeln oder Vesperbrett (12,00 Euro). Die Preise entsprechen ganz dem üblichen Stuttgarter Niveau. Allerdings sollte man bedenken, dass hier vor Ort gar nicht gekocht werden kann, man die zubereiteten Speisen also von andernorts ankarrt und dann hinter der Theke lediglich anrichtet. Und allzu gross sind die Portionen wirklich nicht. Teilweise eher ein Appetizer.
Es herrscht Selbstbedienung. Das kann zu gewissen Stosszeiten schon mal eine länger Warteschlage zur Folge haben. Bei unserem Nachmittagsbesuch an einem schnöden Wochentag ist die Lage aber komplett entspannt. Die Herren hinter der Theke changieren zwischen jugendlich offener Freundlichkeit und erschöpfter Abgewandtheit (was vielleicht als Barschheit ausgelegt werden kann, ist möglicherweise einfach Überforderung). Nach Aufgabe der Bestellung und Bezahlung an der vorderen Station rücken wir einfach ein Stück weiter und können im Stehen auf das Anrichten der Speisen und die Ausgebe der Getränke warten. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dies in den gut besuchten Abendstunden weniger manierlich und anstandslos vor sich geht. Dass man online Plätze reservieren kann (möglicherweise sogar soll?), deutet schon auf entsprechenden Andrang hin. Immerhin locken zahlreiche Events wie Frühschoppen, Lichterfest, musikalische Live Acts.
Der Schweizer Wurstsalat (9,50 Euro) bewegt sich gerade noch so unter der magischen 10-Euro-Grenze, ist allerdings auch nicht allzu üppig. Sehr, sehr fein ziseliert kommen die Lyoner- und Käse-Streifchen daher, obendrauf thronen zwei Tomatenviertel, einige Blättchen Salat und rote Zwiebeln. Dazu werden zwei halbe Scheiben Brot als Sättigungsbeilage gereicht. Der Wurstsalat ist durch den Essigüberhang sehr säurebetont, auch die Schärfe der Zwiebeln muss man mögen (mir passt beides sehr gut). Auf eine gute Kühlung vor Ort sollte man einfach vertrauen – in unserem Falle geht alles gut, trotz hochsommerlicher Temperaturen. Als Getränke wählen wir ein alkoholfreies Weizen (5,00 Euro), sowie eine zuckerfreie Cola (3,50 Euro). Vorsicht: auf die Gläser wird 2,00 Euro Pfand erhoben und ich kann mich nicht erinnern, extra darauf hingewiesen worden zu sein. Es ist auch nicht ganz klar, wo die Gläser abgegeben werden können (ein entsprechendes Hinweisschild wäre keine schlechte Massnahme). Ich orientiere mich einfach am Verhalten der anderen Gäste – und liege damit nicht ganz falsch.
Absolut erwähnungswert ist noch die 1a-Subberdubber-Toilettenanlage, die sich unterirdisch unter dem Biergarten befindet. Sogar der Abstieg in die Katakomben ist durch die indirekte Beleuchtung ein Erlebnis. Die Toiletten wirken luxuriös, sind bestens gepflegt und könnten zu einem Firstclass-Hotel gehören. Möglicherweise ist das schon Teil des aktuellen Bauabschnitts für den neuen Bahnhof? Das würde mich mit Stuttgart21 fast schon wieder versöhnen…